25 Apr, 2019 • 7 Minuten Lesezeit
Gesunde Zähne sind die Voraussetzung für ein strahlendes, selbstbewusstes Lächeln. Leider sind sie allerdings keine Selbstverständlichkeit. Zähne brauchen von Anfang an optimale Pflege, um gesund und bis ins hohe Alter erhalten zu bleiben. Wie diese Pflege für Kinderzähne am besten aussieht, erfahren Sie hier.
Die auf den Zähnen lebenden, kariesverursachenden Bakterien ernähren sich hauptsächlich vom Zucker in unserer Nahrung. Sobald diese Bakterien in genügender Anzahl vorhanden sind, bilden sie den gut am Zahn haftenden, zähen und schwer sichtbaren Zahnbelag (Plaque). Die Stoffwechselprodukte der Bakterien beinhalten Säuren. Das bedeutet, sie können Bestandteile aus dem Zahnschmelz herausätzen (Demineralisation). Als Ergebnis entsteht Karies, welche vorerst oft in der Form von kreidig weißen Entkalkungsflecken auftritt. Später kommt es zu kleinen Einbrüchen in der Zahnoberfläche und schließlich bilden sich richtige Löcher im Zahn. Unbehandelt führt Karies zu Zahnschmerzen, zu Zahnnerventzündungen und sogar zu Zahnverlust.
Karies benötigt zur Entstehung vier Faktoren: Zähne, Kariesbakterien, Zucker und Zeit. Zähne und Kariesbakterien sind bei jedem Menschen vorhanden. Die Anzahl der Bakterien kann man durch Zähneputzen und eine ausgewogene Ernährung so gering halten, dass sie den Zähnen keinen Schaden zufügen können.
Zucker ist für kariesverursachende Bakterien lebensnotwendig. Je weniger Zucker wir zu uns nehmen, desto langsamer können sich die Bakterien vermehren. Zeit spielt insofern eine Rolle, als wir durch mindestens zweimaliges Zähneputzen pro Tag den Bakterien nicht genügend Zeit geben, um sich übermäßig zu vermehren.
Da Karies eine Infektionserkrankung ist, beginnt die Vorsorge schon vor der Geburt des Kindes. Um die Anzahl der kariesverursachenden Bakterien, die vom Mund der Eltern in den Mund des Kindes übertragen werden, deutlich zu verringern, sollten die zukünftigen Eltern ihre Zähne vom Zahnarzt sanieren lassen und selbst über eine gute Mundhygiene verfügen. Später sollten sie es vermeiden, Schnuller oder Kinderbesteck selbst in den Mund zu nehmen.
Sobald der erste Zahn im Alter von ca. sechs Monaten in die Mundhöhle durchbricht, muss unbedingt mit dem Zähneputzen begonnen werden.
Am Anfang „wischen“ Sie den Zahnbelag einmal täglich mit Wattestäbchen, einem Mulltupfer oder einem feuchten Tuch dem Zahnfleischrand entlang und vom Zahnfleisch zur Zahnkrone hin ab. Ab ca. einem Jahr putzen Sie zweimal täglich mit einer Kinderzahnbürste. Die Kinderzahnbürste sollte über einen kurzen Kopf, weiche bis mittelharte abgerundete Kunststoffborsten und einen kindergerechten Griff verfügen. Am einfachsten führen Sie kleine kreisende Bewegungen durch, mit denen Sie Zahn für Zahn reinigen. Vergessen Sie nicht die Innenseite der Ober- und Unterkieferzähne zu putzen. Alternativ zur Handzahnbürste oder auch zusätzlich kann eine geeignete elektrische Zahnbürste verwendet werden. In beiden Fällen (manuell oder elektrisch) ist darauf zu achten, die Zahnbürste nur sehr leicht an Zähne und Zahnfleisch anzudrücken. Erneuern Sie die Zahnbürste, wenn die Borsten beginnen, sich nach außen zu biegen, da ansonsten das Zahnfleisch verletzt werden könnte.
Achten Sie darauf, alle Zähne immer nach dem gleichen System zu reinigen, um keine Zahnfläche zu vergessen (z.B.: oben innen beginnend von links nach rechts, dann oben außen von rechts nach links, dann die Kauflächen, dann analog im Unterkiefer). Durch Putzen der Zungenoberfläche werden die Bakterien in der Mundhöhle zusätzlich dezimiert, was eine Wiederbesiedelung der Zähne verlangsamt.
Kinderzahnpasta (maximal 500 ppm Fluorid) ist aus dem Grund des Verschluckens bis zum Ende des ersten Lebensjahres nur in minimalen, später in sehr kleinen Mengen zu empfehlen. Kinderzahnpasten sollten nicht zu scharf schmecken. Vermeiden Sie allerdings auch Bonbon- oder Fruchtgeschmack, da dieser zum Herunterschlucken verleitet. Bringen Sie Ihrem Kind möglichst früh bei, die Zahnpasta nicht zu schlucken, sondern auszuspucken (meist erst mit ca. drei Jahren möglich). Sobald Ihr Kind die Zahnpasta verlässlich ausspuckt (mit ca. 6 Jahren) können Sie Erwachsenenzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000 bis 1500 ppm verwenden (ppm = parts per million). Nach dem Zähneputzen sollte nur kurz ausgespült werden, da exzessives Spülen die schützende Wirkung der Fluoride verringert.
Wenn Ihr Kind das Zähneputzen erlernt, können Sie zur Erfolgskontrolle Tabletten verwenden, die den Zahnbelag einfärben. So werden eventuell vergessene Stellen sichtbar.
Der Gebrauch von Zahnseide zur optimalen Reinigung der Zahnzwischenräume ist technisch anspruchsvoll und Kindern daher meist erst bei den bleibenden Zähnen möglich. Das soll nicht heißen, dass Sie Ihrem Kind nicht auch schon früher diese Problemzonen zwischen den Zähnen mit Zahnseide oder Superfloß (einer besonderen Form der Zahnseide) putzen können.
Bis zum Alter von einem Jahr reicht es, die Zähne einmal am Tag zu putzen. Der optimale Zeitpunkt für eine richtig gründliche Zahnreinigung ist direkt vor dem Schlafengehen. Danach darf nichts mehr gegessen werden, höchstens noch Wasser getrunken. So wird verhindert, dass sich während der langen Nacht die kariesverursachenden Bakterien durch weitere Zuckerzufuhr ungestört vermehren können. Ab dem Alter von ca. einem Jahr sollte zusätzlich auch nach dem Frühstück Zähne geputzt werden. Ab dem Schulalter wären dann natürlich dreimal täglich nach dem Essen optimal.
Lassen Sie Ihr Kind zusehen, wenn Sie Ihre Zähne putzen, lassen Sie es Ihre Zähne putzen oder lassen Sie Ihr Kind mit einer zweiten Zahnbürste mitputzen, wenn Sie ihm die Zähne putzen. Lesen Sie mit Ihrem Kind ein altersgerechtes Kinderbuch übers Zähneputzen. Fangen Sie mit dem Zähneputzen wie beschrieben mit dem Durchbruch des ersten Zahnes an, so gewöhnt sich Ihr Kind möglichst früh an Ihre Manipulation in seinem Mund. Bauen Sie das Zähneputzen in das allabendliche Schlafengeh-Ritual ein, so wird es bald zur Selbstverständlichkeit.
Erst mit ca. drei Jahren beginnen Kinder selbständig, die Zähne zu putzen. Ein Nachputzen durch die Eltern ist allerdings bis ins höhere Grundschulalter unbedingt nötig.
Einen weiteren enorm wichtigen Beitrag zur Zahngesundheit leistet eine von Beginn an ausgewogene Ernährung. Für Säuglinge ist Muttermilch die optimale Nahrung. Sollte zusätzlich oder stattdessen Flaschennahrung zur Anwendung kommen, so sollte diese nicht zu süß sein, um das Kind nicht an den süßen Geschmack zu gewöhnen, nicht nur der Zähne wegen, sondern auch zur Vermeidung möglicher späterer Fettsucht und Zuckerkrankheit.
Ungefähr ab dem 5. Lebensmonat sollten zusätzlich Gemüsebrei, Fleisch, Erdäpfel, Reis, Getreide-Milch-Breie usw. gefüttert werden. Später fördern „kauzwingende“ Lebensmittel wie knackiges Obst und Gemüse oder Vollkornbrot die harmonische Entwicklung des gesamten Kauorgans. So gewöhnen sich die Kinder frühzeitig an eine gesunde Ernährung. Süßigkeiten sollen natürlich nicht völlig verboten werden, sie sollten allerdings doch die Ausnahme darstellen. Wenn Süßigkeiten (auch zuckerhaltige Getränke!!) verzehrt werden, dann lieber auf einmal als über den Tag verteilt immer wieder. Dann nämlich stünde den kariesverursachenden Bakterien ständig Zucker zur Verfügung und würde ihnen optimale Verhältnisse zur Vermehrung schaffen. Vorsicht, auch in nicht süßen oder vermeintlich gesunden Lebensmitteln kann Zucker versteckt sein (z.B.: in Ketchup, Müsliriegeln, Fruchtjoghurt).
Extrem wichtig ist es zu wissen, dass auch in den allermeisten Getränken (Babymilch, Milch, Fruchtsäften (auch verdünnt) und sogar in ungesüßten Früchtetees) Zucker und teilweise auch Säuren vorhanden sind. Solche „versteckten“ Zucker müssen, wenn sie nicht künstlich hinzugefügt sind, nicht auf der Verpackung angegeben werden. Derartige Getränke sollten – wenn überhaupt – dann nur zu den Hauptmahlzeiten getrunken werden und auf keinen Fall den ganzen Tag zur Verfügung stehen, schon gar nicht über Nacht. Die Folge wäre, dass mehrere oder sogar alle Milchzähne schon sehr früh massiv durch Karies zerstört würden. Diese Sonderform der Karies wird Baby-Bottle-Syndrom genannt. Oft wird sie erst spät erkannt, da die ersten Läsionen an der Hinterseite der Schneidezähne auftreten, wo sie auf den ersten Blick nicht auffallen. Um diese auch als Baby-Bottle-Tooth-Decay bekannte extreme Ausprägung der Karies zu verhindern sollen Kinder zumindest zwischen den Hauptmahlzeiten ausschließlich Wasser trinken. Sie sollen Trinkflaschen, Schnabeltassen etc. nicht ständig zur Verfügung haben, sondern nur im Beisein der Eltern trinken. Auf keinen Fall dürfen Flaschen wie ein Schnuller zur Beruhigung eingesetzt werden oder sogar vor dem Schlafengehen oder in der Nacht.
Ein weiterer Faktor bei der Entstehung von Karies ist die Remineralisation, also der Wiedereinbau von Mineralien (Fluoriden) in die bereits geschädigte (demineralisierte) Zahnsubstanz. Die Zähne werden so vor dem Entstehen von Karies geschützt. Karies im Anfangsstadium kann oft sogar rückgängig gemacht werden. Mögliche Quellen dieser Mineralien sind der Speichel, fluoridhaltiges Speisesalz, fluoridhaltige Zahnpasten, das Trinkwasser, manche Mineralwässer, Fluorid-Lacke und Fluorid-Tabletten.
Die beste Wirkung entfalten Fluoride, wenn sie direkt mit den Zähnen in Kontakt kommen, also durch die beschriebene Verwendung von fluoridierter Zahnpasta. Verwenden Sie zusätzlich fluoridiertes Speisesalz, so stehen dem Körper auf jeden Fall ausreichend Fluoride für die Zahnentwicklung zur Verfügung und zum Einbau in den Speichel, welcher die Zähne umspült. Die Überdosierung von Fluoriden und somit eine Gefährdung Ihres Kindes ist beim beschriebenen Vorgehen praktisch ausgeschlossen.
Die alternative Verwendung von Fluorid-Tabletten sollte allerdings ausschließlich in Absprache mit Ihrem Kinderarzt und Zahnarzt erfolgen.
Kinder sollten mit ca. einem Jahr das erste Mal ihre Eltern zum Zahnarzt begleiten. Die weiteren Kontrollbesuche beim Zahnarzt sollten dann halbjährlich stattfinden.
Kinder haben von vornherein keine Angst vor dem Zahnarzt. Das wird auch so bleiben, wenn Sie einige psychologische Tricks kennen: Verwenden Sie den Zahnarztbesuch nicht als Droh- oder Druckmittel, er würde dadurch automatisch negativ besetzt. Bereiten Sie Ihr Kind spielerisch auf den Zahnarztbesuch vor, indem Sie mit ihm „Zahnarzt“ spielen. Lassen Sie Ihr Kind in Ihren Mund schauen und umgekehrt. Erklären Sie Ihrem Kind die Funktion der Zähne, und dass der Zahnarzt die Zähne zählen wird. Vermeiden Sie die klassischen Sätze wie „Es wird nicht weh tun“ oder „Du musst keine Angst haben“. Sie bringen Ihr Kind so erst auf den Gedanken, dass etwas wehtun könnte oder dass man Angst haben müsste.
Kommt Ihr Kind dann unvoreingenommen oder sogar neugierig in die Zahnarztpraxis, so lernt es den Zahnarzt in angenehmer Atmosphäre kennen, und ein angstfreies Vertrauensverhältnis wird entstehen. Mit diesem Vertrauensverhältnis als Basis werden auch spätere Besuche bestimmt kein Problem sein.
Fissuren nennt man die Furchen auf den Zähnen. Diese können manchmal so tief und unvorteilhaft geformt sein, dass sie auch bei optimaler Mundhygiene nicht ausreichend sauber gehalten werden können. In diesem Falle kann der Zahnarzt die Fissuren nach professioneller Reinigung versiegeln, so dass es nicht zur ansonsten unvermeidlichen Entstehung von Karies kommt. Üblicherweise werden die bleibenden Zähne möglichst bald nach ihrem Durchbruch versiegelt. Die Versiegelung von Milchzähnen ist die Ausnahme und findet meist nur bei Kindern mit allgemein erhöhtem Kariesrisiko statt.
Nein, Karies im Milchgebiss kann Ihrem Kind starke Zahnschmerzen bescheren und als Infektionsquelle die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen. Außerdem befinden sich in der Phase des Wechselgebisses Milchzähne und bleibende Zähne gemeinsam im Mund. Von kariösen Milchzähnen aus, die ein Reservoir für Kariesbakterien darstellen, können bleibende Zähne schneller infiziert werden. Außerdem erfüllen die seitlichen Milchzähne eine Platzhalterfunktion für die nachkommenden bleibenden Zähne. Geht dieser Platz durch Karies oder sogar einen vorzeitigen Milchzahnverlust verloren, so ist er, wenn überhaupt, oft nur durch eine kieferorthopädische Behandlung mit einer Zahnspange wiederzugewinnen.